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Prüfung, Zertifizierung und Konformität von Prukten für den Online-Verkauf

Bei der Markteinführung eines Produktes in der Europäischen Union (EU) ist es unerlässlich, die Richtlinien- und Gesetzeskonformität sowohl beim Import als auch beim Verkauf sicherzustellen. Für viele Produkte kann diese Konformität durch entsprechende Zertifikate nachgewiesen werden. Zertifikate sind Dokumente, welche von zugelassenen / akkreditierten Prüfinstituten ausgestellt werden. Diese bestätigen, dass ein Produkt die entsprechenden zutreffenden Richtlinien und / oder Normen erfüllt und somit sicher ist.

  • Sie benötigen eine fachliche Prüfung, eine Analyse oder eine Zertifizierung eines Artikels?
  • Sie sind sich unsicher, ob ein Artikel Verkehrsfähig ist?
  • Ein Marketplace fordert von Ihnen aktuelle Zertifikate oder Prüfberichte?
Stellen Sie ganz einfach eine qualifizierte Anfrage an unser Team. Beschreiben Sie darin Ihr Produkt in seiner Beschaffenheit und seiner Funktion.

Rechtliche Grundlagen und Verantwortlichkeiten

Seit Januar 2002 gilt in Europa die Richtlinie 2001/95/EG über die allgemeine Produktsicherheit. Diese legt fest, dass alle in Europa hergestellten und gehandelten Produkte für den Verbraucher sicher sein müssen.

Für Händler, die Waren aus einem anderen Land nach Europa importieren, ist zu beachten, dass sie offiziell als Hersteller dieser Produkte gelten, da sie diese in den Verkehr bringen. Dies bedeutet, dass der Händler für die Produktsicherheit verantwortlich ist und sein Unternehmen bei Verstößen direkt haftbar gemacht werden kann. In den meisten Fällen wird ein Produkt ohne die erforderlichen Zertifikate nicht durch den Zoll gelassen. Sollte es dennoch passieren und ein Kunde durch das Produkt zu Schaden kommen, handelt der Händler nicht nur rechtswidrig und fahrlässig, sondern gefährdet unter Umständen sogar die Gesundheit von Menschen.



Relevante Produktkategorien für Zertifizierungen

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird ein Zertifikat benötigt, wenn das Produkt in eine der folgenden Kategorien fällt:

  • Produkte mit Kontakt zu intimen Körperstellen
  • Produkte mit grundsätzlicher Schutzfunktion
  • Lebensmittel oder Kosmetik
  • Nahrungsergänzungsmittel
  • Produkte für Kinder
  • Elektronische Geräte oder Zubehör
  • Produkte im Zusammenhang mit Kfz


Wichtige Zertifikate und Richtlinien

Für Händler sind insbesondere die folgenden Zertifikate und Richtlinien relevant, da sie für die meisten Produktkategorien gelten:

  • LFGB – Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch
  • CE-Kennzeichnung – Kennzeichnet Produkte als sicher
  • REACH – Betrifft die Europäische Chemikalienverordnung
  • RoHS – Bei der Verwendung bestimmter Gefahrenstoffe
  • FSC – Zertifizierung nachhaltiger Forstwirtschaft


LFGB – Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch

Das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) stellt sicher, dass Nahrung und Produkte, die in Kontakt mit Lebensmitteln und Schleimhäuten kommen, keine Gefahr für den Verbraucher darstellen. Ein LFGB-Zertifikat wird unter anderem für folgende Produkte und Produktkategorien benötigt:

  • Küchenprodukte und -helfer
  • Verpackungen für Kosmetik
  • Lebensmittel und Nahrungsergänzungen
  • Pflanzen und pflanzliche Produkte
  • Haustierzubehör
  • Beauty- und Körperpflegeprodukte
  • Spielzeug und Scherzartikel
  • Kleidung und Accessoires
  • Reinigungs- und Pflegemittel für den häuslichen Bedarf


CE-Kennzeichnung

Die CE-Kennzeichnung ist keine einzelne Zertifizierung, sondern eine Kennzeichnung des Produktes. Mit dem CE-Zeichen wird angezeigt, dass die spezifischen Produktanforderungen bekannt sind und erfüllt werden. Diese Anforderungen sind oft in Normen (DIN oder EN) oder in Gesetzen (z.B. Elektrogesetz) geregelt.

Eine CE-Kennzeichnung ist für folgende Produktgruppen erforderlich:

  • Elektronik und elektrische Geräte
  • Persönliche Schutzausrüstung
  • Messgeräte jeglicher Art
  • Medizinprodukte und deren Zubehör
  • Sport- und Fitnessprodukte
  • Spielzeug aller Art
  • Bauprodukte
Diese Liste ist unvollständig. Artikelgruppen wie beispielsweise Sportboote sind für unsere aktuelle Betrachtung nicht von Belang.


REACH-Verordnung

Die europäische Chemikalienverordnung (REACH-Verordnung) befasst sich mit der Registrierung, Bewertung und Zulassung von Chemikalien. Sie stellt sicher, dass keine gefährlichen oder unzulässigen Bestandteile in Produkten enthalten sind. Die REACH-Verordnung betrifft nahezu alle Produkte, bei denen mit Chemikalien gearbeitet wird, wie beispielsweise:

  • Textilien
  • Lederprodukte
  • Haushaltsgeräte
  • Lebensmittel
  • Spielzeug
  • Küchenprodukte
  • Kosmetik
  • Elektronikprodukte
  • Haustierzubehör
  • Druckprodukte


RoHS-Richtlinie

Die RoHS-Richtlinie stellt sicher, dass keine gefährlichen oder unzulässigen Stoffe in Elektronikgeräten enthalten sind. Sie gilt für alle Elektro- und Elektronikprodukte, wie zum Beispiel:

  • Haushaltsgroß- und -kleingeräte
  • IT- und Telekommunikationsgeräte
  • Geräte der Unterhaltungselektronik
  • Beleuchtungskörper
  • Elektrische und elektronische Werkzeuge
  • Spielzeug sowie Sport- und Freizeitgeräte
  • Medizinische Geräte
  • Überwachungs- und Kontrollinstrumente


Freiwillige Zertifizierungen

Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Zertifizierungen gibt es auch freiwillige Zertifizierungen, die das Vertrauen der Kunden stärken können:

FSC-Zertifizierung:
  • Relevant für alle Produkte aus Holz
  • Bestätigt nachhaltige Forstwirtschaft
Oeko-Tex-Zertifizierung:
  • Für Textil- und Lederprodukte
  • Bestätigt gesundheitliche Unbedenklichkeit und sozial- und umweltverträgliche Produktionsbedingungen
Fit for User Prüfungen:
  • Qualitätssicherung: Fit for Use Prüfungen stellen sicher, dass Gebrauchsgüter ihren vorgesehenen Zweck erfüllen und den Erwartungen der Verbraucher entsprechen.
  • Produktsicherheit: Diese Tests helfen, potenzielle Sicherheitsrisiken zu identifizieren und zu minimieren, bevor Produkte auf den Markt gebracht werden.
  • Haltbarkeit und Lebensdauer: Fit for Use Prüfungen können die Langlebigkeit und Belastbarkeit von Gebrauchsgütern unter verschiedenen Nutzungsbedingungen bewerten.
  • Rechtliche Konformität: Diese Prüfungen unterstützen Hersteller dabei, gesetzliche Anforderungen und Industriestandards einzuhalten.
  • Produktoptimierung: Erkenntnisse aus Fit for Use Prüfungen können genutzt werden, um Produkte zu verbessern und weiterzuentwickeln, was zu höherer Kundenzufriedenheit führen kann


Die EU-Konformitätserklärung

Mit der EU-Konformitätserklärung wird bestätigt, dass ein Produkt allen relevanten Richtlinien entspricht und somit als sicher gilt. Insbesondere bei Spielzeug und Elektroprodukten oder wenn entsprechende Zertifikate vorliegen, muss eine Konformitätserklärung vorgelegt werden können.



Fazit

Zertifikate sollten nicht als Hindernis, sondern als Chance betrachtet werden. Je mehr Zertifikate ein Produkt benötigt, desto höher ist die Einstiegsbarriere für andere Händler in diesen Markt. Dies kann genutzt werden, um qualitativ hochwertige Produkte auf den Markt zu bringen. Auch wenn ein Produkt keine Zertifikate benötigt, kann es sinnvoll sein, freiwillige Zertifikate zu erwerben, um die Vermarktung zu verbessern.

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